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Jahresbericht 2019

Projekt UNITE – gemeinsam gegen Glioblastome

Banner Projekt UNITE, 3 junge Ärzte beim Forschen vor einem Computer (Foto)
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Impulse für die Behandlung von Hirntumoren

Projekt UNITE –
gemeinsam gegen Glioblastome

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Tumorzellen sogenannter Glioblastome haben überraschende Fähigkeiten, die manche Experten sogar an eine Art „zweites Gehirn“ erinnern. Forschende des neuen Sonderforschungsbereichs 1389 unter Leitung des Universitätsklinikums Heidelberg konzentrieren im Projekt UNITE ihr Wissen und ihre kreativen Ideen, um wirksame Therapien gegen diese Krebszellen zu finden.

Wir sprachen mit Prof. Dr. Wolfgang Wick, Sprecher des neuen Sonderforschungsbereichs. Projektpartner sind das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), die Hochschule Mannheim und die Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg.

Portrait Prof. Dr. Wolfgang Wick  (Foto)

Prof. Dr. Wolfgang Wick ist Geschäftsführender Direktor der Neurologischen Klinik und Leiter der Klinischen Kooperationseinheit Neuroonkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

Herr Prof. Wick, wofür steht UNITE?

UNITE steht in der englischen Sprache für ,sich verbinden‘ – und das ist genau, was wir mit dem neuen Sonderforschungsbereich erreichen wollen: In den kommenden vier Jahren werden wir die Expertise von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Heidelberg und Mannheim zusammenführen, um Glioblastome besser zu verstehen und Behandlungsstrategien zu erarbeiten. Diese einmalige Verbindung von Experten auf dem Gebiet der Neuroonkologie spiegelt sich auch organisatorisch wider: Co-Sprecher von UNITE sind Prof. Dr. Michael Platten, Direktor der Neurologischen Klinik der Universitätsklinik Mannheim und Leiter einer Klinischen Kooperationseinheit am DKFZ sowie Prof. Dr. Stefan Pfister, Direktor des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellt für unser Projekt rund elf Millionen Euro zur Verfügung.

Warum sind Glioblastome so schwer zu behandeln?

Für alle Hirntumoren gilt: Der Krebs wächst da, wo wir das Zentrum unserer Persönlichkeit verorten und eine Erkrankung im ,zentralen Steuerungsorgan‘ löst bei jedem Menschen besonders große Ängste aus. Im Gegensatz zu anderen, oft auch gutartigen Hirntumoren ist das Glioblastom bei Kindern und Erwachsenen jedoch eine schwere und meist tödliche Erkrankung. Es gibt keine bekannten Risikofaktoren und betroffen sind sowohl Kinder als auch ältere Menschen, die schlagartig aus ihrem Alltag gerissen werden. Hinzu kommt die besondere Struktur dieser Tumoren …

Manche Experten bezeichnen Glioblastome sogar als „zweites Gehirn“, richtig?

Tatsächlich gibt es da Ähnlichkeiten, die auch uns Neurowissenschaftler immer wieder faszinieren. So konnten wir feststellen, dass die Tumorzellen häufig weit verzweigt auftreten, miteinander durch eine Art Röhrensystem vernetzt sind und sich sogar im Gehirn bewegen können. In einer aktuellen Publikation zeigten Forschende des Uniklinikums und der Medizinischen Fakultät Heidelberg sogar, dass Nervenzellen des Gehirns mit den Tumorzellen in Kontakt treten. Auf diesem Weg geben die Nervenzellen Erregungsreize an die Krebszellen weiter und von diesem ,Input‘ profitiert der Tumor: Die Aktivierungssignale sind wahrscheinlich eine treibende Kraft für das Tumorwachstum und die Invasion von Tumorzellen in gesundes Hirngewebe.

Publikation: “Nervenzellen feuern Hirntumorzellen zum Wachstum an”

Heidelberg und Mannheim: Schwerpunkt Hirntumorforschung in der Kurpfalz

Am Standort Heidelberg/Mannheim besteht ein einzigartiges Netzwerk von Forschungsgruppen, die sich auf die Erforschung und Krankenversorgung von Hirntumoren fokussieren. Es existieren zahlreiche projektbezogene Kooperationen über Gruppengrenzen hinweg und viele medizinische und naturwissenschaftliche Bachelor-, Master- oder Promotionsarbeiten werden gemeinsam betreut. Im Rahmen des neuen Sonderforschungsbereichs wird das „UNITE Promotionskolleg Neuroonkologie“ herausragende Talente, den wissenschaftlichen Dialog und eine interdisziplinäre Ausbildung fördern.

Unterstützt wird das Universitätsklinikum dabei von der Hertie-Stiftung sowie der
Else-Kröner-Fresenius-Stiftung.

Hertie-Stiftung

Else-Kröner-Fresenius-Stiftung

Was will der neue Sonderforschungsbereich anders machen?

Unser Forschungsprojekt geht davon aus, dass es Subgruppen von Patienten mit einem klaren Therapienutzen – zumindest für einen bestimmten Zeitraum – sowohl durch Bestrahlung und Chemotherapie als auch durch experimentelle, zielgerichtete oder immuntherapeutische Behandlungsstrategien gibt. Unser Ziel: Wir wollen die Erkrankung in Einzelerkrankungen auflösen, denn die realen Fälle in den Kliniken zeigen, dass die Patienten sehr unterschiedlich auf Therapien ansprechen. Wir müssen unseren Gegner also besser kennenlernen! Ein zweiter Aspekt ist, dass wir neue Medikamente finden wollen, denn viele der derzeit eingesetzten Wirkstoffe stammen – pharmakologisch gesehen – eigentlich aus der Steinzeit.

Ärzte vor Hirntumorscan (Foto)

Ziel des neuen Sonderforschungsbereiches:
das Phänomen Glioblastom in einzelne Erkrankungen auflösen.

Wie gehen Sie vor?

Wir werden weniger auf Ursachenforschung setzen, weil es leider noch keine Präventionsmöglichkeiten und keine Früherkennungsoption für Glioblastome gibt. Was uns interessiert, ist eine Verbesserung der Perspektive für bereits erkrankte Patienten: Wie können wir anhand von molekularbiologischen Markern verschiedene Subtypen von Glioblastomen erfassen? Wo liegen die jeweiligen Schwachstellen und wie können wir dort angreifen? Insgesamt wird es 20 Teilprojekte geben, die auf drei gleichen Säulen beruhen: Wir nutzen eine einheitliche, gemeinsame Gewebeplattform aus 100 Proben, bearbeiten unsere Fragestellungen auf höchstem technologischen Niveau und konzentrieren uns auf umsetzbare Ergebnisse.

Darstellung der UNITE-Kooperationen (Grafik)

Die UNITE-Kooperation im Überblick

Die UNITE-Projekte bilden einen Schwerpunkt zum Verständnis der Mechanismen der Resistenz von Glioblastomen (Fokus A) und der Entschlüsselung der Resistenzmechanismen im Bereich der Tumorumgebung (Fokus B). Im Fokus C werden basierend auf aktuell verfügbaren technischen Verfahren neuartige Hochdurchsatztechnologien, präklinische Modelle und Analyseverfahren entwickelt und angewendet. Im Kernbereich D stellen Zentralprojekte qualitätsgesicherte Gewebe sowie Daten zur Entwicklung von Präzisionsmedizin zur Verfügung.

  • Fokus A

  • Fokus B

  • Fokus C

  • Kernbereich D

Mechanismen der Resistenz von Glioblastomen gegen Therapien

A1

Primäre und adaptive Resistenz von Glioblastomen durch Tumorzell-Netzwerke als neues Therapieziel

Dr. Erik Jung, Prof. Dr. Frank Winkler,
Universitätsklinikum Heidelberg

A2

Entwicklung einer spezifischen Kombinationstherapie für Histon H3-mutierte pädiatrische Glioblastome

David T. W. Jones, Prof. Dr. Olaf Witt,
Hopp Kindertumorzentrum

A3

Entschlüsselung von Resistenzmechanismen gegenüber zielgerichteten Therapien

Dr. Tobias Kessler, Prof. Dr. Wolfgang Wick, Universitätsklinikum Heidelberg

A4

Evolution von IDH-mutierten Gliomen während der malignen Progression

Dr. Sevin Turcan, Universitätsklinikum Heidelberg

A5

Prädiktive Biomarker für MGMT-Promoter-methylierte Glioblastome

Prof. Dr. Andreas von Deimling, Dr. David E. Reuss, Universitätsklinikum Heidelberg

A6

Resistenzmechanismen von Glioblastomen gegen Alkylantien und Radiotherapie

Dr. Violaine Goidts, Deutsches Krebsforschungszentrum, Dr. Felix Sahm, Universitätsklinikum Heidelberg

Entschlüsselung von Resistenzmechanismen im Bereich der Tumorumgebung

B1

Mechanismen des Ansprechens und der Resistenz gegenüber IMMUN-Checkpoint-Blockade in Gliomen

Dr. Theresa Bunse, Prof. Dr. Michael Platten, Universitätsmedizin Mannheim

B2

DNA-Mismatch-Reparatur reguliert die Therapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren beim Glioblastom

Dr. Hai-Kun Liu, Deutsches Krebsforschungszentrum

B3

Identifikation und zielgerichtete Blockade immunsuppressiver Programme in Isozitratdehydrogenase mutierten Gliomen“ Dr. Stefan Pusch, Dr. Lukas Bunse,
Universitätsklinikum Heidelberg

Dr. Stefan Pusch, Dr. Lukas Bunse,
Universitätsklinikum Heidelberg

B4

Einfluss myeloider Zellen auf die adaptive Immunantwort in IDH1-mutierten Glioblastomen

Prof. Dr. Christel Herold-Mende, Dr. Rolf Warta, Universitätsklinikum Heidelberg

B5

Tumor- und Mikromilieu-Effekte nach fokussierter Hochdosisbestrahlung von Glioblastomen

Prof. Marlon R. Veldwijk, Universitätsmedizin Mannheim

Neuartige Hochdurchsatztechnologien, präklinische Modelle und Analyseverfahren

C1

Umfassende präklinische pharmakologische Testung von Arzneimitteln zur Behandlung von Glioblastomen bei Kindern und Erwachsenen

Prof. Dr. Stefan M. Pfister, Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg, Prof. Dr. Walter E. Haefeli,
Universitätsklinikum Heidelberg

C2

Radiomics, Radiogenomics und Deep-Learning in der Neuro-Onkologie

Prof. Dr. Martin Bendszus, Dr. Philipp Kickingereder, Universitätsklinikum Heidelberg

C3

Etablierung von Bildgebungssignaturen von Response und Resistenz gegenüber Immuntherapien bei Gliomen

Dr. Michael Breckwoldt,
Universitätsklinikum Heidelberg

C4

Identifikation metabolischer Resistenzfaktoren und Ihre Gewebeverteilung mittels MALDI Massenspektrometrie Imaging

Prof. Dr. Carsten Hopf, Hochschule Mannheim,
Dr. Christiane A. Opitz,
Deutsches Krebsforschungszentrum

C5

Überwindung der Radioresistenz von Gliomen durch Partikeltherapie

Dr. Dr. Amir Abdollahi, Dr. Ivana Dokic, Universitätsklinikum Heidelberg

Zentralprojekte, die qualitätsgesicherte Gewebe sowie Daten zur Entwicklung von Präzisionsmedizin zur Verfügung stellen

D1

Integrierte Gewebe und PDX-Plattform

Prof. Dr. Andreas von Deimling,
Prof. Dr. Christel Herold-Mende, Universitätsklinikum Heidelberg, Prof. Dr. Daniel Hänggi, Universitätsmedizin Mannheim

D2

Datenintegration, bioinformatische Analysen und Datenexploration für die individualisierte Neuroonkologie

Dr. Matthias Schlesner,
Deutsches Krebsforschungszentrum

D3

Heidelberger Promotionskolleg für Neuroonkologie

Prof. Dr. Wolfgang Wick, Dr. Maja Zenz,
Universitätsklinikum Heidelberg

D4

Zentrale Koordination

Prof. Dr. Wolfgang Wick, Dr. Maja Zenz,
Universitätsklinikum Heidelberg

Team 03 Medizinphysikerin und MTRA (Foto)

Impulse von starken Teams

Swantje Ecker

Medizinphysikerin

Sabine Kuhn

Medizinisch-Technischen Radiologieassistentin (MTRA)

Glioblastome werden unter anderem im Heidelberger Ionenstrahl Therapiezentrum (HIT) behandelt. Damit der Ionenstrahl seine Kraft genau im Tumor entfaltet, arbeiten Swantje Ecker und Sabine Kuhn eng zusammen. Gemeinsam finden sie die perfekte Position für den Patienten und optimieren die Bestrahlungsfelder. Und neben all der Technik nehmen sie mit viel Herzenswärme Kindern die Angst vor der Therapie.