Vereinte Kräfte gegen COVID-19

Im März 2020 kamen die ersten Corona-Erkrankten in das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD). Auch 2021 hatte die Pandemie Auswirkungen für das medizinische Personal, aber auch auf jeden Einzelnen und jede Abteilung. Erkunden Sie die interaktive Grafik unseres Campus und entdecken exemplarisch einige Stimmen aus dem UKHD. Wie haben die Mitarbeitenden die Situation in ihren Teams erlebt und die Herausforderungen der Pandemie aktiv gesteuert?

Erfahren Sie zudem von drei Mitgliedern der Corona Task Force, wie die Klinken und regionalen Krankenhäuser zusammengearbeitet, wie Patientinnen und Patienten verteilt und Bettenkapazitäten organisiert wurden. Neben allem was wir gemeistert haben, können wir die Pandemie doch noch nicht hinter uns lassen. COVID-19 wird uns noch einige Zeit begleiten zum einen was Abläufe und Hygienemaßnahmen in den Kliniken betrifft aber auch, wenn es um die Versorgung von LongCovid-Patientinnen und -Patienten geht. Einen Einblick in die LongCovid Spezialambulanz sehen Sie im Video.

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Interaktive Elemente

  • Corona Task Force
  • Interview mit Prof. Dr. Jürgen Bauer
  • Interview mit Prof. Dr. Alexander Dalpke
  • Interview mit Prof. Dr. Klaus Heeg
  • LongCovid Spezialambulanz

Zitate

  • Team UKHD
  • Personal
  • Qualitätsmanagement
  • Gesundheit im Unternehmen
  • Kantine
  • Informations- & Medizintechnik
  • Apotheke
  • Lehre
  • Sicherheit
  • Pressestelle
Gebäudeplan Zitate
  • Ionenstrahl Therapiezentrum (HIT)
  • Kreiskrankenhaus Heppenheim
  • Apotheke
  • Kopfklinik
  • Personal
  • Orthopädie Schlierbach
  • Medizinische Klinik
  • Chirurgische Klinik
  • Zentrum für Psychosoziale Medizin
  • Thoraxklinik
  • Frauenklinik
  • Handklinik
  • Kinderklinik
  • Hopp-Kindertumor-Zentrum Heidelberg (KiTZ)
  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT)

Jeder Einzelne unserer rund 14.000 Mitarbeitenden und jede Abteilung haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. Das hat den Alltag belastet. Auf der anderen Seite hat es aber auch Veränderungen angestoßen, von denen wir in vielen Bereichen langfristig profitieren werden.

Vorstand des UKHD

LongCovid Spezialambulanz am Universitätsklinikum Heidelberg

Die Pandemie – ein enormer bürokratischer Aufwand! Unser Team hat sich fortlaufend auf die sich ändernden Verordnungen eingestellt. Das bedeutete neben vielen Gesprächen, Abstimmungen und Recherchen auch jedes Mal den Versand von über 14.000 Briefen an die Mitarbeitenden. Corona hat aber auch unsere Arbeit zum Positiven verändert: Beispielsweise sind Online-Meetings heute Routine und Workflows wurden digitalisiert. Und nicht zuletzt ist der Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen nochmal gewachsen.

Dr. Christiane Tödter

Leiterin Personalabteilung

Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, wie z. B. Einschränkungen der Besuchszeiten oder auch die der Anzahl von Begleitpersonen, führten zu einem deutlich erhöhten Kommunikations- und Informationsbedarf vor allem der Angehörigen. Entsprechend war auch die Anzahl der Beschwerden erhöht: im 5-Vorjahres-Durchschnitt war 2021 eine Steigerung um rund 10 Prozent zu verzeichnen. Analog hierzu war auch die Bearbeitungszeit höher, um dem Aufklärungsbedarf gerecht zu werden. Besonders hilfreich für die schnelle Lösung der Anfragen, waren die gute und enge Zusammenarbeit mit allen Klinken, sowie der KSG und anderen Bereichen sowie die klaren Vorgaben unserer Corona Task Force. Im Rahmen der Beschwerdebearbeitung wurde zudem deutlich, welch hohen zusätzlichen Belastungen das medizinische, pflegerische und Servicepersonal, aufgrund der pandemischen Lage ausgesetzt war bzw. nach wie vor ist.

Reinhard Göhrig

Qualitäts- und Beschwerdemanagement

Nach Auftreten der ersten Erkrankungsfälle im Februar 2020 haben wir eine Hotline für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgebaut. Über die letzten zwei Jahre hat unser Team neben allen sonstigen Aufgaben allein 11.682 Stunden Mitarbeitende zu allen Fragen rund um die Pandemie, Impfungen und die Infektiosität beraten. Und der Informationsbedarf war nur eine Facette. Durch die Pandemie sind zahlreiche Aufgaben und Anforderungen auf uns zugekommen. Als Betriebsarzt haben wir von Impfungen, Corona-Tests bis hin zu Hygieneplänen und Beratungen maßgeblich zur Bewältigung der Pandemie am UKHD beigetragen.

Marion Predikant

Leiterin Betriebsarzt

Sollte der Aufzug mal nicht funktionieren, muss die Treppe genutzt werden. In der Speiseversorgung haben wir eine Nulltoleranz bezüglich des Nicht-Erbringens unserer Leistungen. Das bedeutet, es ist eine Herausforderung jeden Tag zu 100 Prozent die Abwicklung der Speisen zu garantieren. Wir waren sehr gefordert, um die Verpflegung für Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende immer sicher zu stellen. Durch die geltenden Hygienevorschriften mussten wir zeitwiese das Essen als Take-Away ausgeben. Zusätzliche Verpackungsmaterialkosten waren somit die Folge. Auch Müllentsorgung wurde stärker beansprucht. Trotz aller Belastung bin ich stolz auf mein Team, das immer mit voller Einsatzbereitschaft die Herausforderungen gemeistert hat.

Ludger Rüping

Leiter Versorgungsmanagement

Corona hat Digitalisierungsprojekte beschleunigt. Unsere Teams haben von Pandemiebeginn bis Ende 2021 unter anderem die Anzahl der Zugänge für Homeoffice-Arbeitsplätze verdoppelt und die Videokonferenzlösungen vervierfacht. Neben der allgemeinen Mitarbeiterunterstützung wurden auch für Patientinnen und Patienten neue Angebote etabliert, beispielsweise 5.000 ärztliche Online-Sprechstunden. Die klinische Arbeit haben wir durch 300 neue medizintechnische Systeme auf den COVID-Stationen unterstützt.

Oliver Reinhard

Leiter Zentrum für Informations- und Medizintechnik

Wir waren und sind in die Impfaktionen und Teststrategien direkt eingebunden und haben dafür gesorgt, dass immer genügend Material und Medikamente vorhanden waren. Seit 2020 hat die Apotheke des UKHD bisher über eine Millionen Schnelltests abgegeben und über 1,2 Millionen Impfdosen. Dabei hat die Apotheke über 70.000 Impfspritzen hergestellt.

Dr. Torsten Hoppe-Tichy

Leitung Apotheke

Mit vereinter Kraft aller Dozierenden, der Lehrkoordinatoren, dem Studiendekanat und der IT Lehre ist es uns gelungen den Studierenden durchgehend Unterricht anzubieten und alle Prüfungen durchführen zu können. Wo immer es die Rahmenbedingungen zuließen, haben wir organisatorische Maßnahmen ergriffen, um Präsenzunterricht zu ermöglichen. Darüber hinaus wurde ein großes digitales Lehrangebot geschaffen. Dazu zählen ca. 700 Stunden Lehrvideos, mehr als 130 virtuelle Patientenfälle und digitale Lerneinheiten sowie über 650 Videokonferenzräume die wir in Moodle zur Verfügung stellen. Trotz der Einschränkungen haben die Heidelberger Studierenden im ersten Staatsexamen hervorragend abgeschlossen.

Dr. Stefan Titz

Lehrkoordinator, Wissenschaftliche Leitung IT Lehre

Zu unseren neuen pandemiebedingten Aufgaben gehören die Einlasskontrollen. Mit täglich zwölf Einsatzkräften sind wir für alle Außentüren der Kliniken auf dem Campus zuständig. 2021 haben wir rund 1.800 000 Patientinnen und Patienten, Angehörige und externe Besucher am Eingang kontrolliert. Immer angepasst an die aktuellen gesetzlichen Vorgaben zum Immunisierungsnachweis.

Jürgen König

Leiter Sicherheit

Die Pandemie hat viele Unsicherheiten ausgelöst und Bewährtes aufgebrochen. Informationen, Antworten und Einschätzungen wurden gesucht – von intern und von extern. Einmalig war die Mono-Thematik der Presse im Frühjahr 2020 und die intensive Suche nach Inhalten und Experten. Als Schnittstelle für die Ansprechpartner im Klinikum und für Interessensgruppen von außen hat Corona die Unternehmenskommunikation auch 2021 noch immer sehr gefordert: neben den Presseanfragen zu Forschungs- und Versorgungsthemen wurden rund 500 Presseanfragen zu Corona bearbeitet und Interviewpartner vermittelt, das sensible Thema auf den zentralen Social Media-Kanälen kommuniziert, mehr als 750 Mitarbeiteranfragen bearbeitet und etwa zwei Mitarbeitermailings pro Woche versandt. Über grafische Formate galt es auf dem Campus Orientierung zu vermitteln, online interne und externe Infoseiten aufzubauen. Eine mehr als intensive Zeit, die wieder deutlich gemacht hat, wie wichtig es ist, als Team gut zusammenzuarbeiten. Danke!

Doris Rübsam-Brodkorb

Leiterin Unternehmenskommunikation

Corona Task Force – Die Steuerzentrale

Wie können wir über 14.000 Mitarbeitende und all unsere Patientinnen und Patienten während einer Pandemie vor Infektionen schützen? Diese Frage treibt die Corona Task Force des UKHD heute noch um. Während der vergangenen zweieinhalb Jahre bildete die Taskforce im Kampf gegen COVID-19 das Herzstück und legte Hygienemaßnahmen für das Klinikum fest. Dabei wurde schnell klar: Ganz allein kann die Taskforce ihre Ziele nicht erreichen. Deswegen arbeitet sie eng mit dem interklinischen Stab der Rhein-Main-Region zusammen. In den Sitzungen des Stabs organisierten ärztliche Führungskräfte aus allen Kliniken des Kreises sowie Vertreterinnen und Vertreter des Landratsamtes, des Gesundheitsamtes, der Leitstelle und der niedergelassenen Ärzte die sektorübergreifende Versorgung der Coronaerkrankten. Erfahren Sie in drei Kurzinterviews, welchen Beitrag der interklinische Stab für die Menschen in der Region geleistet hat, wie die Corona Task Force bereits vor dem ersten Patienten einsatzbereit sein konnte, und vor welchen Aufgaben sie aktuell steht.

Prof. Dr. Jürgen Bauer

Professor für Geriatrie an der Universität Heidelberg und Sprecher des Interklinischen Stabs der Rhein-Neckar Region

Prof. Dr. Alexander Dalpke

Ärztlicher Direktor der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie und Leiter der Infektions-Taskforce

Prof. Dr. Klaus Heeg

ehemaliger Leiter der Corona Task Force

Prof. Dr. Jürgen Bauer

Professor für Geriatrie an der Universität Heidelberg und Sprecher des Interklinischen Stabs der Rhein-Neckar Region

3 Fragen an …
Prof. Dr. Jürgen Bauer

Mit welchen Zielen wurde der interklinische Stab ins Leben gerufen?

Die Kernaufgabe des interklinischen Stabs ist es, die Handlungsfähigkeit aller Krankenhäuser in der Region zu sichern und bei starker Belastung eine sinnvolle Verteilung zum Wohle aller Patienten und Patientinnen zu garantieren. Zum Beispiel wurden in der Hochphase der Pandemie Erkrankte mit moderaten Symptomen eher den kleineren Krankenhäusern zugewiesen, während Schwersterkrankte am häufigsten im Universitätsklinikum Heidelberg sowie der Thoraxklinik behandelt wurden, da dort die notwendigen Kapazitäten vorhanden waren.
Als Sprecher des Stabs habe ich mich in den Sitzungen darum bemüht, zwischen den Interessen aller Beteiligen zu vermitteln. Es war nicht immer einfach, in jeder Sitzung ein effektives Miteinander der mehr als 20 Führungskräfte aus den wichtigen Bereichen des Gesundheitswesens zu erreichen. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass wir am Ende immer an einem Strang gezogen haben und uns auf ein einheitliches Handlungsmanagement einigen konnten.

In Hochphasen der Pandemie waren die Krankenhäuser in ganz Deutschland überfüllt. Wie ist Ihnen die Verteilung der Patienten und Patientinnen in der Region gelungen?

In der ersten Welle war weniger die Zahl der Erkrankten problematisch, sondern viel mehr die Frage, wie wir mit dem Virus am besten umgehen. Deshalb haben wir weitere Expertinnen und Experten aus der Region eingeladen, mit denen wir beispielsweise über Masken, Testmöglichkeiten und neue therapeutische Ansätze diskutiert haben.
Die zweite Coronawelle ab Herbst 2020 war für uns bedrohlicher, weil deutlich mehr Menschen schwer an COVID-19 erkrankten. Das hätte fast zu einer Überlastung der Krankenhäuser geführt. Dabei haben uns politische Entscheidungen, die mancherorts kritisiert wurden, entscheidend entlastet. Dazu zählt auch das strenge Besuchsverbot, hinter dem der interklinische Stab gemeinschaftlich stand. Denn ein offener Besuchszugang hätte uns zu dieser Zeit den Betrieb vermutlich weitestgehend lahmgelegt.
Der übergeordnete Erfolgsfaktor war allerdings ganz klar der ehrliche kollegiale Dialog und der Zusammenhalt der wichtigsten Parteien im Gesundheitswesen der Region.

Welche positiven Veränderungen sehen Sie nach über zwei Jahren seit Gründung des interklinischen Stabs?

In der Rhein-Neckar Region sind Führungskräfte aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens enger zusammengerückt. Wir gehen davon aus, dass wir aufgrund der bereits aufgebauten Strukturen bei zukünftigen Krisen diese erfolgreiche Zusammenarbeit schnell wieder aufnehmen können. Das ist eine sehr positive Entwicklung für die Menschen in der Region.
Auf Bundes- und Länderebene müssen wir uns jedoch fragen, was wir aus der Corona-Pandemie lernen können. Ich persönlich erhoffe mir für die Zukunft ein besseres Abstimmungsverhalten zwischen den Ländern. Wir befinden uns direkt an der Grenze zwischen Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Das hat dazu geführt, dass unterschiedliche offizielle Regelungen manche Prozesse oftmals verkompliziert haben. Ich wünsche mir außerdem, dass die Bundesregierung bereits jetzt verschiedene Szenarien der Pandemie für den Herbst durchspielt und darauf aufbauend klare Handlungsmuster festlegt. Denn die Pandemie hat gezeigt, dass wir uns auf alle möglichen Entwicklungen vorbereiten sollten.

Prof. Dr. Alexander Dalpke

Ärztlicher Direktor der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie und Leiter der Infektions-Taskforce

3 Fragen an …
Prof. Dr. Alexander Dalpke

Trotz hoher Inzidenzen hat sich die Belastung durch Corona für das Universitätsklinikum Heidelberg und andere Krankenhäuser in ganz Deutschland im Sommer deutlich verringert. Wieso braucht es die Corona Task Force heute noch?

In der Tat hatte sich die Corona-Situation deutlich entspannt, und die Regierung hat bekanntlich die pandemische Notlage offiziell aufgehoben. Wir sind am Übergang von der pandemischen in die endemische Phase, das heißt aber auch, dass wir lernen müssen, dauerhaft mit dem Virus umzugehen. Deswegen spricht die Corona Task Force im Moment über die Balance zwischen Lockerungen und weiter notwendigen Schutzmaßnahmen. Wir diskutieren beispielsweise über die Notwendigkeit der Maskenpflicht im Klinikum, den offenen Zugang für Besucherinnen und Besucher, den sinnvollen Einsatz von Tests und die Durchsetzung der Impfpflicht für das Personal im Universitätsklinikum Heidelberg. Auf der anderen Seite bereiten wir uns auf den Herbst vor, in dem die Infektionszahlen sehr wahrscheinlich steigen werden. Allerdings gehen wir davon aus, dass aufgrund der milderen Verläufe der Omikron-Variante weniger Menschen klinisch behandelt werden müssen als in den Jahren davor. Die Fallzahlen werden aber sicher wieder steigen.

Insofern ist es aktuell unsere Hauptaufgabe, den Infektionsschutz für einen sicheren Betrieb des Klinikums zu gewährleisten und gleichzeitig abzuwägen, welche Maßnahmen noch notwendig sind und welche aufgehoben werden können. Letztlich geht es darum, eine sichere aber eben auch effektive Patientenversorgung zu gewährleisten.

Wie bewerten Sie die aktuelle Lage der Pandemie?

Wir werden mit COVID-19 weiterleben müssen. Das Virus wird einer der Erreger sein, die auch zukünftig respiratorische Infektionserkrankungen auslösen. Momentan sticht das Coronavirus aber nicht mehr aus der großen Riege an ähnlichen Erregern hervor. Das liegt daran, dass mittlerweile viele Menschen Infektionen hatten oder geimpft wurden – dadurch hat das Immunsystem gelernt, auf diese Infektion zu reagieren. Zwar werden wir auch in Zukunft sicherlich einzelne schwere oder gar tödliche Fälle mitbekommen, aber die Gesamtkrankheitslast durch Omikron wird deutlich abgeschwächt und ähnlich verlaufen, wie es auch bei anderen Atemwegsinfektionen der Fall ist. Impfungen und Infektionen von einem Großteil der Bevölkerung tragen zu einer Grundimmunität bei: Das ist der entscheidende Unterschied zum Anfang der Pandemie und einer der Gründe, weshalb sich das Gefährdungspotential von Corona drastisch gesenkt hat.

Wie möchten Sie die Arbeit der Corona Task Force weiterentwickeln?

Sie ist korrekterweise keine Corona Task Force, sondern eine Infektionsschutz-Arbeitsgruppe, die immer einberufen wird, wenn im Klinikum ein Infektionserreger eine potenzielle Gefährdung für Patientinnen und Patienten darstellt. Die Task Force ist eigentlich eine anlassbezogene Zusammenkunft von medizinischen Fachkräften und Pflegepersonal, die im Rahmen einer Ausbruchssituation von Infektionskrankheiten Ratschläge gibt, wie die Erreger zu bekämpfen sind. Im Sommer war die Häufung der sogenannten Affenpocken ein mögliches Aufgabengebiet der Infektions-Taskforce, ansonsten haben wir es leider immer wieder mit multiresistenten Bakterien zu tun, die uns im Alltag Probleme bereiten. Normalerweise ist unsere Arbeit aber nach wenigen Wochen beendet. Dass die Taskforce aufgrund der COVID-19-Pandemie über mehrere Jahre kontinuierlich aktiv war, ist eine absolute Ausnahme, für die sie initial nicht gedacht war. Insofern soll die Arbeitsgruppe in Zukunft wieder eine anlassbezogene Arbeitsgruppe werden. Falls SARS-COV2 in diesem Winter keine große Belastung für das Klinikum auslöst, wäre tatsächlich die Aufgabe der Corona Task Force für das Erste vollendet. Insofern hoffen wir, dass wir die Corona Task Force in Zukunft in diesem Ausmaß nicht mehr benötigen, bestimmte Regeln werden aber sicher dauerhaft bleiben, um respiratorische Infektionen zu kontrollieren.

Prof. Dr. Klaus Heeg

ehemaliger Leiter der Corona Task Force

3 Fragen an …
Prof. Dr. Klaus Heeg

Herr Prof. Dr. Klaus Heeg, wann und mit welchen Zielen wurde die Corona Task Force gegründet?

Zunächst müssen wir von der „Infektions-Taskforce“ sprechen, dessen Gründung ich bereits im Jahr 2004 angeregt habe. Zwei Jahre später haben wir am UKHD die zentrale Einheit für Infektionsschutz und -ausbrüche eingerichtet, die aus Vertreterinnen und Vertretern des Klinikumvorstands, den Pflegeleitungen und der Pressestelle besteht. Seitdem ist die Taskforce aktiv, wenn es um multiresistente Keime oder die Weitergabe von Infektionserregern geht. Zum Beispiel haben wir 2006 bei der Schweinegrippe und 2012 bei einem RSV-Ausbruch mit der Taskforce gearbeitet.

Als im Februar 2020 Corona auf dem Vormarsch war, hatten wir bereits ein funktionierendes System. Wir mussten es nicht neu erfinden oder aufbauen; alle notwendigen Kommunikationsstränge existierten bereits. Auch wenn wir von vorherigen Fällen lernen konnten, war Corona der erste umfassende Ausbruch, der alle Kliniken betraf. Das brachte einige Herausforderungen mit sich. Dabei waren die bestehenden Strukturen hilfreich. Bereits eine Woche, bevor der erste Coronapatient zu uns kam, hat sich die Taskforce getroffen, um Maßnahmen zu identifizieren. Wir konnten sofort reagieren.

Was ist das Ziel der Corona Task Force?

Ziel der Corona Task Force ist es, alle Maßnahmen innerhalb des UKHD zu kontrollieren, zu koordinieren und so ein effizientes Konzept aufzubauen, um die Weitergabe des Coronavirus zu verhindern. Wir haben für die Patientinnen und Patienten und alle Mitarbeitende des UKHD Schutz im Rahmen der äußeren Vorgaben gewährleistet und die Maßnahmen mit dem interklinischen Stab abgesprochen. Das heißt neben einem koordinierten Vorgehen ist es ebenfalls das Ziel, eine gut funktionierende Kommunikation zu ermöglichen – sowohl intern als auch extern.

Zwei wesentliche Maßnahmen zu Beginn der Pandemie waren der Mundschutz und das Testen. Dafür mussten wir zunächst einmal die Kapazitäten bereitstellen. Als erstes haben wir diejenigen Mitarbeitenden, die direkten Kontakt zu Patienten und Patientinnen hatten, mit Mundschutz ausgestattet. Als die Maskenversorgung gewährleistet war, konnten wir diese Maßnahme ausweiten. So ist es uns während der letzten zwei Jahre gelungen innerhalb des Klinikums so gut wie keine Infektionen zu übertragen.
Dem Testen kam ebenfalls ein hoher Stellenwert zu. Bereits im Frühjahr 2020 haben wir die Kapazität von PCR-Test ausgeweitet und zusätzlich im August 2020 mit Schnelltests angefangen – früher als viele andere. Indem wir alle Patientinnen und Patienten, die in das Klinikum kamen, zunächst gescreent haben, konnten wir eine hohe Anzahl an Neuinfektionen direkt entdecken.

Rückblickend betrachtet: Was hätten Sie mit dem Wissensstand von heute anders gemacht?

Heute ist unser Wissen ein anderes. Trotzdem glaube ich nicht, dass wir von unseren Grundstrukturen im Infektionsschutz allzu viel verändern würden. Das Universitätsklinikum konnte der Region helfen – nicht nur durch die Taskforce, sondern auch mit anderen Aktivitäten, wie zum Beispiel dem Corona-Taxi, das Tests bei Menschen in Heimisolation ermöglichte.

Außerdem bin ich stolz darauf, dass die Kommunikation innerhalb des Klinikums so hervorragend funktioniert hat und wir viel Verständnis von Seiten der Mitarbeitenden für die zum Teil einschneidenden Maßnahmen bekommen haben.