Im März 2020 kamen die ersten Corona-Erkrankten in das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD). Auch 2021 hatte die Pandemie Auswirkungen für das medizinische Personal, aber auch auf jeden Einzelnen und jede Abteilung. Erkunden Sie die interaktive Grafik unseres Campus und entdecken exemplarisch einige Stimmen aus dem UKHD. Wie haben die Mitarbeitenden die Situation in ihren Teams erlebt und die Herausforderungen der Pandemie aktiv gesteuert?
Erfahren Sie zudem von drei Mitgliedern der Corona Task Force, wie die Klinken und regionalen Krankenhäuser zusammengearbeitet, wie Patientinnen und Patienten verteilt und Bettenkapazitäten organisiert wurden. Neben allem was wir gemeistert haben, können wir die Pandemie doch noch nicht hinter uns lassen. COVID-19 wird uns noch einige Zeit begleiten zum einen was Abläufe und Hygienemaßnahmen in den Kliniken betrifft aber auch, wenn es um die Versorgung von LongCovid-Patientinnen und -Patienten geht. Einen Einblick in die LongCovid Spezialambulanz sehen Sie im Video.
Interaktive Elemente
Zitate
Jeder Einzelne unserer rund 14.000 Mitarbeitenden und jede Abteilung haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. Das hat den Alltag belastet. Auf der anderen Seite hat es aber auch Veränderungen angestoßen, von denen wir in vielen Bereichen langfristig profitieren werden.
Vorstand des UKHD
Die Pandemie – ein enormer bürokratischer Aufwand! Unser Team hat sich fortlaufend auf die sich ändernden Verordnungen eingestellt. Das bedeutete neben vielen Gesprächen, Abstimmungen und Recherchen auch jedes Mal den Versand von über 14.000 Briefen an die Mitarbeitenden. Corona hat aber auch unsere Arbeit zum Positiven verändert: Beispielsweise sind Online-Meetings heute Routine und Workflows wurden digitalisiert. Und nicht zuletzt ist der Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen nochmal gewachsen.
Dr. Christiane Tödter
Leiterin Personalabteilung
Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, wie z. B. Einschränkungen der Besuchszeiten oder auch die der Anzahl von Begleitpersonen, führten zu einem deutlich erhöhten Kommunikations- und Informationsbedarf vor allem der Angehörigen. Entsprechend war auch die Anzahl der Beschwerden erhöht: im 5-Vorjahres-Durchschnitt war 2021 eine Steigerung um rund 10 Prozent zu verzeichnen. Analog hierzu war auch die Bearbeitungszeit höher, um dem Aufklärungsbedarf gerecht zu werden. Besonders hilfreich für die schnelle Lösung der Anfragen, waren die gute und enge Zusammenarbeit mit allen Klinken, sowie der KSG und anderen Bereichen sowie die klaren Vorgaben unserer Corona Task Force. Im Rahmen der Beschwerdebearbeitung wurde zudem deutlich, welch hohen zusätzlichen Belastungen das medizinische, pflegerische und Servicepersonal, aufgrund der pandemischen Lage ausgesetzt war bzw. nach wie vor ist.
Reinhard Göhrig
Qualitäts- und Beschwerdemanagement
Nach Auftreten der ersten Erkrankungsfälle im Februar 2020 haben wir eine Hotline für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgebaut. Über die letzten zwei Jahre hat unser Team neben allen sonstigen Aufgaben allein 11.682 Stunden Mitarbeitende zu allen Fragen rund um die Pandemie, Impfungen und die Infektiosität beraten. Und der Informationsbedarf war nur eine Facette. Durch die Pandemie sind zahlreiche Aufgaben und Anforderungen auf uns zugekommen. Als Betriebsarzt haben wir von Impfungen, Corona-Tests bis hin zu Hygieneplänen und Beratungen maßgeblich zur Bewältigung der Pandemie am UKHD beigetragen.
Marion Predikant
Leiterin Betriebsarzt
Sollte der Aufzug mal nicht funktionieren, muss die Treppe genutzt werden. In der Speiseversorgung haben wir eine Nulltoleranz bezüglich des Nicht-Erbringens unserer Leistungen. Das bedeutet, es ist eine Herausforderung jeden Tag zu 100 Prozent die Abwicklung der Speisen zu garantieren. Wir waren sehr gefordert, um die Verpflegung für Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende immer sicher zu stellen. Durch die geltenden Hygienevorschriften mussten wir zeitwiese das Essen als Take-Away ausgeben. Zusätzliche Verpackungsmaterialkosten waren somit die Folge. Auch Müllentsorgung wurde stärker beansprucht. Trotz aller Belastung bin ich stolz auf mein Team, das immer mit voller Einsatzbereitschaft die Herausforderungen gemeistert hat.
Ludger Rüping
Leiter Versorgungsmanagement
Corona hat Digitalisierungsprojekte beschleunigt. Unsere Teams haben von Pandemiebeginn bis Ende 2021 unter anderem die Anzahl der Zugänge für Homeoffice-Arbeitsplätze verdoppelt und die Videokonferenzlösungen vervierfacht. Neben der allgemeinen Mitarbeiterunterstützung wurden auch für Patientinnen und Patienten neue Angebote etabliert, beispielsweise 5.000 ärztliche Online-Sprechstunden. Die klinische Arbeit haben wir durch 300 neue medizintechnische Systeme auf den COVID-Stationen unterstützt.
Oliver Reinhard
Leiter Zentrum für Informations- und Medizintechnik
Wir waren und sind in die Impfaktionen und Teststrategien direkt eingebunden und haben dafür gesorgt, dass immer genügend Material und Medikamente vorhanden waren. Seit 2020 hat die Apotheke des UKHD bisher über eine Millionen Schnelltests abgegeben und über 1,2 Millionen Impfdosen. Dabei hat die Apotheke über 70.000 Impfspritzen hergestellt.
Dr. Torsten Hoppe-Tichy
Leitung Apotheke
Mit vereinter Kraft aller Dozierenden, der Lehrkoordinatoren, dem Studiendekanat und der IT Lehre ist es uns gelungen den Studierenden durchgehend Unterricht anzubieten und alle Prüfungen durchführen zu können. Wo immer es die Rahmenbedingungen zuließen, haben wir organisatorische Maßnahmen ergriffen, um Präsenzunterricht zu ermöglichen. Darüber hinaus wurde ein großes digitales Lehrangebot geschaffen. Dazu zählen ca. 700 Stunden Lehrvideos, mehr als 130 virtuelle Patientenfälle und digitale Lerneinheiten sowie über 650 Videokonferenzräume die wir in Moodle zur Verfügung stellen. Trotz der Einschränkungen haben die Heidelberger Studierenden im ersten Staatsexamen hervorragend abgeschlossen.
Dr. Stefan Titz
Lehrkoordinator, Wissenschaftliche Leitung IT Lehre
Zu unseren neuen pandemiebedingten Aufgaben gehören die Einlasskontrollen. Mit täglich zwölf Einsatzkräften sind wir für alle Außentüren der Kliniken auf dem Campus zuständig. 2021 haben wir rund 1.800 000 Patientinnen und Patienten, Angehörige und externe Besucher am Eingang kontrolliert. Immer angepasst an die aktuellen gesetzlichen Vorgaben zum Immunisierungsnachweis.
Jürgen König
Leiter Sicherheit
Die Pandemie hat viele Unsicherheiten ausgelöst und Bewährtes aufgebrochen. Informationen, Antworten und Einschätzungen wurden gesucht – von intern und von extern. Einmalig war die Mono-Thematik der Presse im Frühjahr 2020 und die intensive Suche nach Inhalten und Experten. Als Schnittstelle für die Ansprechpartner im Klinikum und für Interessensgruppen von außen hat Corona die Unternehmenskommunikation auch 2021 noch immer sehr gefordert: neben den Presseanfragen zu Forschungs- und Versorgungsthemen wurden rund 500 Presseanfragen zu Corona bearbeitet und Interviewpartner vermittelt, das sensible Thema auf den zentralen Social Media-Kanälen kommuniziert, mehr als 750 Mitarbeiteranfragen bearbeitet und etwa zwei Mitarbeitermailings pro Woche versandt. Über grafische Formate galt es auf dem Campus Orientierung zu vermitteln, online interne und externe Infoseiten aufzubauen. Eine mehr als intensive Zeit, die wieder deutlich gemacht hat, wie wichtig es ist, als Team gut zusammenzuarbeiten. Danke!
Doris Rübsam-Brodkorb
Leiterin Unternehmenskommunikation
Wie können wir über 14.000 Mitarbeitende und all unsere Patientinnen und Patienten während einer Pandemie vor Infektionen schützen? Diese Frage treibt die Corona Task Force des UKHD heute noch um. Während der vergangenen zweieinhalb Jahre bildete die Taskforce im Kampf gegen COVID-19 das Herzstück und legte Hygienemaßnahmen für das Klinikum fest. Dabei wurde schnell klar: Ganz allein kann die Taskforce ihre Ziele nicht erreichen. Deswegen arbeitet sie eng mit dem interklinischen Stab der Rhein-Main-Region zusammen. In den Sitzungen des Stabs organisierten ärztliche Führungskräfte aus allen Kliniken des Kreises sowie Vertreterinnen und Vertreter des Landratsamtes, des Gesundheitsamtes, der Leitstelle und der niedergelassenen Ärzte die sektorübergreifende Versorgung der Coronaerkrankten. Erfahren Sie in drei Kurzinterviews, welchen Beitrag der interklinische Stab für die Menschen in der Region geleistet hat, wie die Corona Task Force bereits vor dem ersten Patienten einsatzbereit sein konnte, und vor welchen Aufgaben sie aktuell steht.
Prof. Dr. Jürgen Bauer
Professor für Geriatrie an der Universität Heidelberg und Sprecher des Interklinischen Stabs der Rhein-Neckar Region
Prof. Dr. Alexander Dalpke
Ärztlicher Direktor der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie und Leiter der Infektions-Taskforce
Prof. Dr. Klaus Heeg
ehemaliger Leiter der Corona Task Force
Prof. Dr. Jürgen Bauer
Professor für Geriatrie an der Universität Heidelberg und Sprecher des Interklinischen Stabs der Rhein-Neckar Region
Mit welchen Zielen wurde der interklinische Stab ins Leben gerufen?
Die Kernaufgabe des interklinischen Stabs ist es, die Handlungsfähigkeit aller
Krankenhäuser in der Region
zu
sichern und bei starker Belastung eine sinnvolle Verteilung zum Wohle aller Patienten
und Patientinnen zu
garantieren. Zum Beispiel wurden in der Hochphase der Pandemie Erkrankte mit moderaten
Symptomen eher den
kleineren Krankenhäusern zugewiesen, während Schwersterkrankte am häufigsten im
Universitätsklinikum
Heidelberg sowie der Thoraxklinik behandelt wurden, da dort die notwendigen Kapazitäten
vorhanden waren.
Als Sprecher des Stabs habe ich mich in den Sitzungen darum bemüht, zwischen den
Interessen aller Beteiligen
zu vermitteln. Es war nicht immer einfach, in jeder Sitzung ein effektives Miteinander
der mehr als 20
Führungskräfte aus den wichtigen Bereichen des Gesundheitswesens zu erreichen. Deshalb
bin ich sehr dankbar,
dass wir am Ende immer an einem Strang gezogen haben und uns auf ein einheitliches
Handlungsmanagement
einigen
konnten.
In Hochphasen der Pandemie waren die Krankenhäuser in ganz Deutschland überfüllt. Wie ist Ihnen die Verteilung der Patienten und Patientinnen in der Region gelungen?
In der ersten Welle war weniger die Zahl der Erkrankten problematisch, sondern viel mehr
die Frage, wie wir
mit dem Virus am besten umgehen. Deshalb haben wir weitere Expertinnen und Experten aus
der Region
eingeladen,
mit denen wir beispielsweise über Masken, Testmöglichkeiten und neue therapeutische
Ansätze diskutiert
haben.
Die zweite Coronawelle ab Herbst 2020 war für uns bedrohlicher, weil deutlich mehr
Menschen schwer an
COVID-19
erkrankten. Das hätte fast zu einer Überlastung der Krankenhäuser geführt. Dabei haben
uns politische
Entscheidungen, die mancherorts kritisiert wurden, entscheidend entlastet. Dazu zählt
auch das strenge
Besuchsverbot, hinter dem der interklinische Stab gemeinschaftlich stand. Denn ein
offener Besuchszugang
hätte
uns zu dieser Zeit den Betrieb vermutlich weitestgehend lahmgelegt.
Der übergeordnete Erfolgsfaktor war allerdings ganz klar der ehrliche kollegiale Dialog
und der Zusammenhalt
der wichtigsten Parteien im Gesundheitswesen der Region.
Welche positiven Veränderungen sehen Sie nach über zwei Jahren seit Gründung des interklinischen Stabs?
In der Rhein-Neckar Region sind Führungskräfte aus verschiedenen Bereichen des
Gesundheitswesens enger
zusammengerückt. Wir gehen davon aus, dass wir aufgrund der bereits aufgebauten
Strukturen bei zukünftigen
Krisen diese erfolgreiche Zusammenarbeit schnell wieder aufnehmen können. Das ist eine
sehr positive
Entwicklung für die Menschen in der Region.
Auf Bundes- und Länderebene müssen wir uns jedoch fragen, was wir aus der
Corona-Pandemie lernen können. Ich
persönlich erhoffe mir für die Zukunft ein besseres Abstimmungsverhalten zwischen den
Ländern. Wir befinden
uns direkt an der Grenze zwischen Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Das hat
dazu geführt, dass
unterschiedliche offizielle Regelungen manche Prozesse oftmals verkompliziert haben. Ich
wünsche mir
außerdem,
dass die Bundesregierung bereits jetzt verschiedene Szenarien der Pandemie für den
Herbst durchspielt und
darauf aufbauend klare Handlungsmuster festlegt. Denn die Pandemie hat gezeigt, dass wir
uns auf alle
möglichen Entwicklungen vorbereiten sollten.
Prof. Dr. Alexander Dalpke
Ärztlicher Direktor der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie und Leiter der Infektions-Taskforce
Trotz hoher Inzidenzen hat sich die Belastung durch Corona für das Universitätsklinikum Heidelberg und andere Krankenhäuser in ganz Deutschland im Sommer deutlich verringert. Wieso braucht es die Corona Task Force heute noch?
In der Tat hatte sich die Corona-Situation deutlich entspannt, und die Regierung hat bekanntlich die pandemische Notlage offiziell aufgehoben. Wir sind am Übergang von der pandemischen in die endemische Phase, das heißt aber auch, dass wir lernen müssen, dauerhaft mit dem Virus umzugehen. Deswegen spricht die Corona Task Force im Moment über die Balance zwischen Lockerungen und weiter notwendigen Schutzmaßnahmen. Wir diskutieren beispielsweise über die Notwendigkeit der Maskenpflicht im Klinikum, den offenen Zugang für Besucherinnen und Besucher, den sinnvollen Einsatz von Tests und die Durchsetzung der Impfpflicht für das Personal im Universitätsklinikum Heidelberg. Auf der anderen Seite bereiten wir uns auf den Herbst vor, in dem die Infektionszahlen sehr wahrscheinlich steigen werden. Allerdings gehen wir davon aus, dass aufgrund der milderen Verläufe der Omikron-Variante weniger Menschen klinisch behandelt werden müssen als in den Jahren davor. Die Fallzahlen werden aber sicher wieder steigen.
Insofern ist es aktuell unsere Hauptaufgabe, den Infektionsschutz für einen sicheren Betrieb des Klinikums zu gewährleisten und gleichzeitig abzuwägen, welche Maßnahmen noch notwendig sind und welche aufgehoben werden können. Letztlich geht es darum, eine sichere aber eben auch effektive Patientenversorgung zu gewährleisten.
Wie bewerten Sie die aktuelle Lage der Pandemie?
Wir werden mit COVID-19 weiterleben müssen. Das Virus wird einer der Erreger sein, die auch zukünftig respiratorische Infektionserkrankungen auslösen. Momentan sticht das Coronavirus aber nicht mehr aus der großen Riege an ähnlichen Erregern hervor. Das liegt daran, dass mittlerweile viele Menschen Infektionen hatten oder geimpft wurden – dadurch hat das Immunsystem gelernt, auf diese Infektion zu reagieren. Zwar werden wir auch in Zukunft sicherlich einzelne schwere oder gar tödliche Fälle mitbekommen, aber die Gesamtkrankheitslast durch Omikron wird deutlich abgeschwächt und ähnlich verlaufen, wie es auch bei anderen Atemwegsinfektionen der Fall ist. Impfungen und Infektionen von einem Großteil der Bevölkerung tragen zu einer Grundimmunität bei: Das ist der entscheidende Unterschied zum Anfang der Pandemie und einer der Gründe, weshalb sich das Gefährdungspotential von Corona drastisch gesenkt hat.
Wie möchten Sie die Arbeit der Corona Task Force weiterentwickeln?
Sie ist korrekterweise keine Corona Task Force, sondern eine Infektionsschutz-Arbeitsgruppe, die immer einberufen wird, wenn im Klinikum ein Infektionserreger eine potenzielle Gefährdung für Patientinnen und Patienten darstellt. Die Task Force ist eigentlich eine anlassbezogene Zusammenkunft von medizinischen Fachkräften und Pflegepersonal, die im Rahmen einer Ausbruchssituation von Infektionskrankheiten Ratschläge gibt, wie die Erreger zu bekämpfen sind. Im Sommer war die Häufung der sogenannten Affenpocken ein mögliches Aufgabengebiet der Infektions-Taskforce, ansonsten haben wir es leider immer wieder mit multiresistenten Bakterien zu tun, die uns im Alltag Probleme bereiten. Normalerweise ist unsere Arbeit aber nach wenigen Wochen beendet. Dass die Taskforce aufgrund der COVID-19-Pandemie über mehrere Jahre kontinuierlich aktiv war, ist eine absolute Ausnahme, für die sie initial nicht gedacht war. Insofern soll die Arbeitsgruppe in Zukunft wieder eine anlassbezogene Arbeitsgruppe werden. Falls SARS-COV2 in diesem Winter keine große Belastung für das Klinikum auslöst, wäre tatsächlich die Aufgabe der Corona Task Force für das Erste vollendet. Insofern hoffen wir, dass wir die Corona Task Force in Zukunft in diesem Ausmaß nicht mehr benötigen, bestimmte Regeln werden aber sicher dauerhaft bleiben, um respiratorische Infektionen zu kontrollieren.
Prof. Dr. Klaus Heeg
ehemaliger Leiter der Corona Task Force
Herr Prof. Dr. Klaus Heeg, wann und mit welchen Zielen wurde die Corona Task Force gegründet?
Zunächst müssen wir von der „Infektions-Taskforce“ sprechen, dessen Gründung ich bereits
im Jahr 2004
angeregt habe. Zwei Jahre später haben wir am UKHD die zentrale Einheit für
Infektionsschutz und -ausbrüche
eingerichtet, die aus Vertreterinnen und Vertretern des Klinikumvorstands, den
Pflegeleitungen und der
Pressestelle besteht. Seitdem ist die Taskforce aktiv, wenn es um multiresistente Keime
oder die Weitergabe
von Infektionserregern geht. Zum Beispiel haben wir 2006 bei der Schweinegrippe und 2012
bei einem
RSV-Ausbruch mit der Taskforce gearbeitet.
Als im Februar 2020 Corona auf dem Vormarsch war, hatten wir bereits ein
funktionierendes System. Wir
mussten es nicht neu erfinden oder aufbauen; alle notwendigen Kommunikationsstränge
existierten bereits.
Auch wenn wir von vorherigen Fällen lernen konnten, war Corona der erste umfassende
Ausbruch, der alle
Kliniken betraf. Das brachte einige Herausforderungen mit sich. Dabei waren die
bestehenden Strukturen
hilfreich. Bereits eine Woche, bevor der erste Coronapatient zu uns kam, hat sich die
Taskforce getroffen,
um Maßnahmen zu identifizieren. Wir konnten sofort reagieren.
Was ist das Ziel der Corona Task Force?
Ziel der Corona Task Force ist es, alle Maßnahmen innerhalb des UKHD zu kontrollieren, zu
koordinieren und so
ein effizientes Konzept aufzubauen, um die Weitergabe des Coronavirus zu verhindern. Wir
haben für die
Patientinnen und Patienten und alle Mitarbeitende des UKHD Schutz im Rahmen der äußeren
Vorgaben
gewährleistet und die Maßnahmen mit dem interklinischen Stab abgesprochen. Das heißt
neben einem
koordinierten Vorgehen ist es ebenfalls das Ziel, eine gut funktionierende Kommunikation
zu ermöglichen –
sowohl intern als auch extern.
Zwei wesentliche Maßnahmen zu Beginn der Pandemie waren der Mundschutz und das Testen.
Dafür mussten wir
zunächst einmal die Kapazitäten bereitstellen. Als erstes haben wir diejenigen
Mitarbeitenden, die direkten
Kontakt zu Patienten und Patientinnen hatten, mit Mundschutz ausgestattet. Als die
Maskenversorgung
gewährleistet war, konnten wir diese Maßnahme ausweiten. So ist es uns während der
letzten zwei Jahre
gelungen innerhalb des Klinikums so gut wie keine Infektionen zu übertragen.
Dem Testen kam ebenfalls ein hoher Stellenwert zu. Bereits im Frühjahr 2020 haben wir
die Kapazität von
PCR-Test ausgeweitet und zusätzlich im August 2020 mit Schnelltests angefangen – früher
als viele andere.
Indem wir alle Patientinnen und Patienten, die in das Klinikum kamen, zunächst gescreent
haben, konnten wir
eine hohe Anzahl an Neuinfektionen direkt entdecken.
Rückblickend betrachtet: Was hätten Sie mit dem Wissensstand von heute anders gemacht?
Heute ist unser Wissen ein anderes. Trotzdem glaube ich nicht, dass wir von unseren
Grundstrukturen im
Infektionsschutz allzu viel verändern würden. Das Universitätsklinikum konnte der Region
helfen – nicht nur
durch die Taskforce, sondern auch mit anderen Aktivitäten, wie zum Beispiel dem
Corona-Taxi, das Tests bei
Menschen in Heimisolation ermöglichte.
Außerdem bin ich stolz darauf, dass die Kommunikation innerhalb des Klinikums so
hervorragend funktioniert
hat und wir viel Verständnis von Seiten der Mitarbeitenden für die zum Teil
einschneidenden Maßnahmen
bekommen haben.